SEGELN
IM REVIER SÜDFRANKREICH/ KORSIKA
AUF DER SY SERENA
Wir sind ein privates Eignerpaar,
Heike
& Gerhard und in unserem
Heimatrevier Südfrankreich viele
Wochen im Jahr unterwegs
Unser Schiff heißt SERENA,
eine von Beneteau 1995 gebaute
schnelle Segelyacht vom Typ
Oceanis 400 und liegt im Heimathafen
Cap Ferrat, (43°
41´,4 N - 7° 20´,1 E)
zwischen Nizza und Monaco
Cap Ferrat, so erzählt man, soll einer
der schönsten Häfen der Côte d´Azur
sein, was wir nach einigen Jahren
Aufenthalt in diesem Revier voll
bestätigen können.
Es handelt sich um
einen gewachsenen Ort mit einem ehemaligen Fischerhafen, heute mit
perfekter Infrastruktur.
Das ganze Jahr über
kann man in Cap-Ferrat einkaufen, ob beim Ship-chandler oder bei der hübschen
Bäckerin, oder in einem kleinen preiswerten Supermarkt. In vielen modernen Marinas ist von November
bis März oftmals gar nichts mehr los, und man muß mit dem Auto kilometerweit fahren, um sein Baguette zu
kaufen. Außerdem ist Cap-Ferrat ein
optimaler Ausgangspunkt für unsere Törns, die uns nach Westen bis in die
Camargue, oder nach Osten bis nach Genua, vor allem aber nach Südosten, nach
Korsika & Elba führen.
Anfang des Jahres
stellen wir in Koordination und Absprache mit 2 Freunden & Skips, Olaf 35,
Ingenieur bei Daimler Benz, und Christian, 34, Informatiker bei Lufthansa,
einen Törnplan zusammen. Jeder von uns übernimmt in Abstimmung mit Job, Familie
und sonstigen Terminen 2-3 Törns.
Da wir schon einige
Jahre Gäste mitnehmen und eine immer höhere Quote von "Süchtigen"
bekommen, sind meist schon kurz nach Versenden unseres Törnplans einige der
angebotenen Törns ganz oder zumindest teilweise belegt. Wir legen großen Wert
darauf, daß die Gruppen zusammenpassen und wählen deshalb bereits nach der
ersten Anmeldung die weiteren Crewmitglieder passend dazu aus.
Schon aus der
Törnbeschreibung geht hervor, welchen Törn wir durchführen wollen; z.B.:
Gourmet-, Buchtel-,
Bade-, Meilentörns... usw.
Dadurch wird vermieden, daß ein Segelfreak, der in 14 Tagen 500 Seemeilen
abreiten will, sich im Juli auf einem Badetörn wiederfindet ( außer er ist
total urlaubsreif und will es nicht anders haben), auch ein Neuling wird sich
eher keinen Langstreckentörn mit vielen durchsegelnden Nächten aussuchen
wollen.
Alter und Geschlecht
sind gemischt an Bord, das Durchschnittsalter liegt zwischen 30 & 40 Jahren
und es sind bei uns eher mehr Frauen als Männer an Bord. Die Gründe für diesen
Umstand liegen wohl darin, daß Männercrews sich nicht selten selbst ein
Charterschiff organisieren und einzelne Frauen sich nicht ungern einem
Eignerpaar anschließen, weil sie zu Recht erwarten können, daß ein solcher Törn
in mancherlei Hinsicht nicht aus dem Ruder läuft.
Wir greifen aus der Vielzahl der Törns dieses
Jahr unseren Korsikatörn vom 16.08.-30.08.1997 zur näheren Beschreibung auf.
An Gästen waren angemeldet:
* Heike, Ärztin aus Bayern mit 2 Söhnen,
Florian, 16 J. & Mauritz, 13 J.; alle nur Jollenerfahrung
* Gerhard, Chefkoch bei einer großen
schwäbischen Firma, Segelneuling
* Torsten, 26 J. aus Thüringen, SBF/BR - Schein
, schon mehrmals auf Serena mitgesegelt.
Meine Frau und ich
hatten anfangs etwas Bedenken, weil wir bisher noch nie Heranwachsende in
diesem Alter dabei hatten und wir fürchteten, daß es bei zwei Heikes und zwei
Gerhards an Bord zu manchen Verirrungen und Verwirrungen kommen könnte. Die
Sorgen zu Punkt eins erwiesen sich als grundlos, während sich zu zweitens schon
einige lustige Situationen ergaben.
Wir fuhren getrennt
mit dem PKW aus Maulbronn ( unsere Heimat) über Karlsruhe, Basel, Gotthard, mit
obligatorischer Rast in Bellinzona, weiter über Mailand, Alessandria,
Ventimille zur franz. Grenze. Wir fahren diese Strecke mehrmals im Jahr und
sind deshalb bestens gerüstet mit Schweizer Vignette und italienischer VIACard,
für ein schnelle Abfertigung an den Mautstellen. Bis zur ital.-franz. Grenze
ist man ca. 7 Std. ( ca.850 km) unterwegs.
Nach der Grenze zu
Frankreich bleiben wir (nur) noch 15 km auf der mautfreien Autobahn und
verlassen diese in Monaco. Die Moyenne Corniche führt uns oberhalb von Monaco
vorbei und stimmt uns bereits auf die ganzjährig faszinierende Landschaft und
Vegetation ein. Über Beaulieu fahren wir auf die Halbinsel Cap-Ferrat und
finden dort auch meistens einen Parkplatz am Hafen in unmittelbarer Nähe
unseres Schiffes.
Wir waren an diesem
16.08. Samstag gegen 16.00 Uhr unten und haben unsere Serena nach einer kurzen
Übergabe von Olaf übernommen, der mit einer braungebrannten, glücklichen
und zufriedenen Crew auf uns wartete.
Außer einer Kaffeemaschine ging bei Olaf´s Törn nichts zu Bruch und diese war
schon wieder ersetzt worden.
Zunächst bezogen wir
unsere Kojen und verstauten die mitgebrachten Lebensmittel. In der Zwischenzeit
war auch Heike, unsere Bordärztin, mit ihren beiden Söhnen angekommen. Sie,
allerdings, hatte unterwegs schon einige Mal Stau erlebt und war etwas
gestreßt. Nachdem nun die Crew komplett war, begann ich mit der ersten
Einweisung, die in mehrere Sektionen unterteilt ist: Technik, Sicherheit usw.
Nachdem ich vom vielen erklären fast heiser und die Crew hungrig und durstig
war, ging es in die Bar du Port, einer originelle Fischerkneipe am Hafen. Dort
gab es eine leckere Fischsuppe und einen Rosé vom Faß zum Einstimmen auf die
kommenden zwei Wochen.
Nach dem Essen habe
ich auf der Capitainerie das aktuelle
Wetter eingeholt und informierte die Crew, daß man am nächsten Tag nach Cannes
segeln könne ( wobei wegen nur schwachem Südost-Wind Motorsegeln angesagt war).
Am nächsten Morgen gab
es, wie üblich an Bord, die 8-9-10 Regelung, die besagt, daß gegen 8.00 ein
allgemeines Wecken, gegen 9.00 das Frühstück und gegen 10.00 das Ablegen
geplant ist
Das Wetter war am
Sonntag sehr bewölkt und kurz vor Cannes kam ein heftiges Gewitter auf, welches
die Crew in die Messe und den Skip für kurze Zeit unter das große Sprayhood
flüchten ließ. Auf Höhe der Ille Laurent war der Regenspuk schon vorbei und die
Sonne zeigte sich bereits wieder hinter den ersten Wolken. Wir erfragten über
UKW Kanal 12 einen freien Liegeplatz und legten im alten Hafen mitten in Cannes
an. (43° 33´, 0 N; 07° 01´ , 0 E)
Nach einem obligatorischen
Stadtrundgang kauften wir das Nötigste für das Abendessen ein und Gerhard,
unser Profikoch zeigte zum ersten Mal auf diesem Törn, was er gelernt hat.
Generell wird jeder an Bord gleichermaßen eingesetzt, tagsüber beim Segeln
und des Abends in der Kombüse.
Jeder kann sich und
seine Fähigkeiten einbringen und es macht Spaß, in einer kleinen gut
funktionierenden Gruppe seinen Teil beizutragen. Wer das eine nicht kann, macht
eben etwas anderes. Wenn sich ein Crew member mehrmals hintereinander immer
dann verkrümelt, wenn es gilt, den Tisch abzuräumen oder in der Pantry klar
Schiff zu machen, sind Konflikte absehbar. Meistens klappt es aber ohne große
Überwachung und bei diesem Törn funktionierte es ganz besonders gut, da auch
die beiden Jungs übereifrig zur Hand gingen.
Am nächsten Tag,
Montag dem 18.08. ging es bei wenig Wind aus Süd-Ost weiter nach St. Tropez.
Kurz vor der
Ansteuerungstonne "Les Sardinaux" frischte der Wind ordentlich auf und
wir konnten den bisher mitgelaufenen Diesel abschalten und mit über 6 Knoten in
den Golf hineinrauschen.
Wir erfuhren über
Funk, daß kein einziger Liegeplatz mehr zu haben war und segelten deshalb noch
3 Meilen weiter in den kleinen Hafen Port Cogolin. Dieser Hafen liegt ca. 800 m
nördlich der Küste und kann nur über einen Fluß mit einem Tiefe von 1,80m
angesteuert werden. Zum Glück war durch den heftigen Regen am Vortag der
Wasserstand gerade noch hoch genug für unseren Tiefgang.
Heike (Dr.) und Gerhard
(Profikoch) gingen Fisch einkaufen, Heike (meine) und ich bereiteten den Grill
und Salat vor, Torsten und die beiden Jungs legten Landstrom, Wasser und spritzten
das Schiff kurz ab. Wenn wir unterwegs sind, vor allem, wenn wir schnell unterwegs
sind, sind Rumpf und Vordeck salzverkrustet. Beim Anlegen an der Mooring versaut
man üblicherweise das Vordeck noch zusätzlich, da die Hole-Leine zur Mooring
meistens ziemlich schmutzig, schlammig und veralgt ist. Deshalb spritzen wir
nach dem Anlegen meist unser Schiff, im Sommer auch die Crew members, die
nach Abkühlung lechzen, ab. Auf diesem Törn hat sich unser Jüngster, Mauritz,
als Spritz- und Wassermeister äußerst verdient gemacht.
Zu Strom und Wasser
gibt es in Frankreich ein Kuriosum. In wirklich jedem Hafen gibt es andere
Adapter, oftmals sogar
innerhalb eines Hafen an verschiedenen Plätzen!! - Inzwischen haben wir die
wahrscheinlich vollständigste Adaptersammlung an der Côte d´Azur. Genial,
wie wir sind, haben wir für Strom einen Schuko-Gummi-Stecker, wasserdicht,
und zu diesem Stecker ca. 10 Adapter, die IMMER eine Schuko-Gummi-Steckdose
haben, so daß nicht nur Landstrom, sondern auch andere Geräte angeschlossen
werden können. Ähnliches gilt für das Wasser, hier fahren wir mittels diverser
Adapter immer auf unser Gardena-Steck-System. Nicht selten helfen wir mit
unserer perfekten Adapter-Sammlung einem verzweifelten Skip in der Nachbarschaft
aus.
Nun, wir haben an
diesem Abend Gambas und Thunfisch gegrillt, mit Riesenportion Salat dazu (Salat
ist wichtig für uns Seefahrer, wegen Skorbut und anderen Mangelkrankheiten),
dazu einen guten Rosé, den wir bereits in Cannes gekauft haben.
Am nächsten Morgen
haben wir uns bei unserem Schiffsbetreuer Hr. Zeitvogel, (auch ein Gerhard!)
Tel. 0172/7491661 od. (0033) 0609783272, nach der Belegung der Häfen in der
Gegend erkundigt, da wir eigentlich noch auf die Poquerolles wollten. Er konnte
uns aber keine Hoffnung machen, einen Liegeplatz auf dieser Inselgruppe zu
bekommen und so entschied ich nach kurzer Diskussion mit der Crew...
.... noch heute nach
Korsika zu segeln. Wir machten zuerst noch einen Abstecher nach St. Tropez,
( 43° 16´ , 4 N , 06°
38´ , E). Heike (meine) und ich blieben
an Bord, weil es immer noch keine Liegeplätze gab, die Crew schickten wir los, mit
guten Ratschlägen, was interessant wäre anzukucken, was wir bunkern müssen für
die Überfahrt, und mit einem UKW-Handy, daß sie uns wieder über Kanal 69 rufen
können, in das kleine Städtchen.
St.Tropez hat eine
einzigartige Atmosphäre, wenn's nicht gerade so in der Hochsaison ist, wie wir
es an diesem Tage erlebten. Juli/August fallen ja ohnehin Millionen Franzosen
über die Côte daher, dazu noch Heerscharen ausländischer Touristen... Wir waren
sehr froh, als unsere Crew wieder vollbepackt und müde am Kai stand und wir sie
aufnehmen konnten..
Wir verließen den Ort
des Trubels und steuerten bei schwachem Wind aus Süd/West mit leicht
mitlaufender Maschine gen CALVI. Das Meer war spiegelglatt, wie selten in
diesem Revier, und wir (motor-) segelten unter Autopilot und GPS-Zielsteuerung.
Wir begegnen auf dieser Route normalerweise zahlreichen Delphinen, manchmal
auch Walen, da zwischen Nizza, San Remo und Cap-Corse ein großes Delphin und
Walschutzgebiet ausgewiesen ist. Innerhalb dieses Gebietes dürfen keine Treibnetze
ausgebracht werden. Ich versprach meiner Crew heute noch dieses Ereignis, aber
es ließ sich den ganzen Tag über, auch
am frühen Abend, keines dieser faszinierenden Tiere blicken. Erst am späten
Abend, kurz vor der Dämmerung, sahen wir querab, ca. 300m von uns entfernt,
eine große Delphinschule. Wir stoppten die Maschine, wie üblich bei
Delphinkontakten, und dümpelten unter Segel auf die Gruppe zu, die aber immer
wieder verschwand und offenbar keine Lust zur Kommunikation hatte.
Wir waren ziemlich
verwundert über das seltsame Verhalten der Delphine. Normalerweise sind diese
sehr zutraulich. Ich habe viele Bilder und Videos, auf denen zu sehen ist, daß
wir oft 20, 30 Minuten von Delphinen regelrecht zum Spielen aufgefordert werden
und diesem Wunsch natürlich auch gerne entsprechen. Beim Schwimmen mit den
Delphinen lassen diese sich allerdings nie berühren, fordern aber regelrecht
zum Wettschwimmen auf. Nun, an diesem Abend war es wohl nix. Ich teilte die
Nachtwache ein, ab 22.00h machen wir bei Nachtfahrten jeweils für 2 Stunden
eine Wache, mit einem erfahrenen Wachführer und einer 2. Person, deren Aufgabe
in erster Linie darin besteht, darauf zu achten, daß der Wachführer nicht
einschläft oder über Bord geht. Apropos... bei uns herrscht Nachts immer
Anschnallpflicht im Cockpit, auch bei wenig Wind oder beim Motoren. Ich habe
für diesen Zweck so lange Lifebelts anfertigen lassen- die richtig eingeklinkt-
alle Bewegungsfreiheit lassen. Vom Ruder, im gesamten Cockpit, den Niedergang
runter zum Navi-Bereich und zum Kühlschrank!!! kann sich die Wache bewegen,
ohne die Leine lösen zu müssen. Obgleich wir unsere SERENA mit aller
Sicherheitselektronik, allen Sicherheits-Westen, -Ringen, -Life-Sling-System
u.a. mehr ausgestattet haben, obwohl auf Knopfdruck unser Autopilot zu einer
möglichen MOB-Position zurückführen kann. Wer sich das Schreckensszenario eines
MOB-Manövers bei stockfinsterer Nacht vorstellen kann, hat auch Verständnis für
diese Vorsichtsmaßnahmen.
NIE, GAR NIE- will ich
erleben, daß mir nachts mal einer über Bord geht. Ich sage auch immer sehr
eindringlich "wer nachts bei Seegang und viel Wind auf einem normalen
Schiff mit normaler Besetzung über Bord geht, ist tot" - Und wir mußten im
letzten Jahr per MAYDAY im Funk miterleben, wie ein deutscher Skipper vor der
ligurischen Küste (wir waren ca. 30sm entfernt), nur noch tot geborgen werden
konnte, weil es offenbar der kleinen Crew erst nach 2 Std. gelungen ist, den
MOB zu bergen.
In dieser Nacht ging
es recht ruhig zu. Zwar eierte unser VOLVO-Perkins (50PS) mit 1.400U/min
relativ leise vor sich hin, dafür mußten wir keinen Strom sparen und außer den
Navigations-Lampen hatten wir alle 3 GPS-Systeme, den Kartenplotter, den Radar,
ALLES in Betrieb, auch deshalb, weil unser Co-Skip Torsten von der Technik an
Bord überwältigt war und die halbe Nacht die verschiedenen Systeme miteinander
verglichen hat.
Natürlich kann ich
auch ohne Elektronik navigieren, finde
aber, daß es unwahrscheinlich komfortabel ist, am Kartenplotter unsere Route,
ggfs. Abweichung mitzuverfolgen. Sehr sicher ist auch, nachts einen Radius von
3sm per Radar ums Schiff zu legen, falls die Wache doch nicht so aufmerksam
ist, wie sie sein sollte.
Ich übernehme meist
die erste Wache, damit die Crew zum Schlafen kommt, und danach die Hundewache
am frühen Morgen. Gegen 8.00h, wir hatten bereits Sicht auf das im Dunst
liegende Korsika und schon kräftigen "Korsika-Wind" mit ca. 20 Knoten
aus Süd-West, sahen wir in der Ferne noch einige Delphingruppen. Unser Gerhard,
der Kochende, rief auf einmal, wir sollten aufs Vordeck kommen, da wären so
komische Flecken. Vorne auf Deck traf mich beinahe der Schlag. Das gesamte
Vorschiff, seitlich der Rumpf und die Luken, waren übersät mit violett-braunen
Flecken, übelriechend noch dazu. Die gesamte Crew holte Wasser, Putzmittel und
Bürste aber die Flecken waren jedoch kaum zu entfernen. Erst mit heißem Wasser
(gelobt sei unser Wärmetauscher) und aggressivem Gelcot-Reiniger und viel
heftigem Bürsten ließen sich die Flecken mühsam entfernen. - Was war passiert?
Vermutlich hat uns ein Delphin aufs Vordeck geschissen.. und dies mit soviel
Druck, daß wir später sogar innen im Schiff durch die halbgeöffnete Luke über
der Messe einige Spritzer an der Wand vorfanden. Ich war eigentlich richtig
verärgert, AUSGERECHNET MIR, dem Freund der Delphine- solche Schmach!.. Ich
wußte nicht, was den Delphin dazu bewegt haben könnte. Wir hatten wohl schon
gesehen, daß Delphine beim kurzen Auftauchen kräftig mal was hintenraus drücken
können, das dann auch mal 2-3 Meter
Dreckfontaine
gibt, aber sowas....
Wir waren noch lange
beschäftigt mit Putzen, Mutmaßen und Witze darüber machen, als nach ca. 115sm
Fahrt Calvi auftauchte. Calvi ( 42° 34´,0 N - 08° 45´ , 7 E) eine der schönsten
Häfen auf Korsika, hat eine mächtige Zitadelle zur Ansteuerung und ist sehr
geschützt durch eine tiefe Bucht und eine lange Außenmole.
Auch hier war der
Hafen ziemlich voll und nur weil wir am späten Vormittag schon ankamen, konnte
uns ein freier Platz zugewiesen werden. Nach dem Anlegen und einem Begrüßungs-
und Manöverschluck lud ich die Crew zu einem kurzen Orientierungsrundgang durch
Calvi ein, schleppte sie durch die Gassen, zur Zitadelle hoch und vereinbarte,
daß Heike (meine) und ich heute fürs Einkaufen und Kochen zuständig sind und die
Mannschaft Freigang hätte bis zum Abendessen. Dieser wurde dann aber von allen zum Dösen genutzt.
Danach wurden die meisten wieder mobil und flogen in die Gassen von Calvi aus.
Beim Essen entschieden wir, noch einen Tag hier zu bleiben. Am nächsten Morgen,
Torsten hatte Geburtstag und erhielt einen
blumenge-schmückten Frühstücksplatz, besorgten wir einen Mietwagen und
Heike (Dr.) mit ihren Söhnen, Gerhard (Profikoch) und Torsten fuhren auf einer
Route, die wir empfohlen hatten, über Porto nach Ille Rousse und kamen erst am
Abend zurück. Heike und ich nutzten die Zeit, um einiges zu
"Grusteln", zu putzen, Motor- und Batteriecheck und Siesta zu halten.
Wir bereiteten ein leckeres Geburtstags-Essen (Fischsuppe, Scampi und Thunfisch
vom Grill, Riesensalat, ein Dessert von Danone) und ließen unseren 5l
Weinkanister mit dem guten Korsika-Rosé füllen. Nach diesem opulenten Essen
rollten wir in unsere Kojen und freuten uns auf den nächsten Tag, denn da waren
St. Florent und unsere Badebucht angesagt.
Gegen halb Zehn
verließen wir den Hafen auf östlichem Kurs, mit frischem Wind genau von achtern
mit ca. 25 Knoten. Da läuft unser SERENA-Mädchen, mit Bullenstander und schon
mit erstem (Roll-) Reff ca., 7 Knoten, rauschte die Nordküste Korsikas geradezu
an uns vorbei. Schon nach 2 Std. hatten wir die zwischen Ile-Rousse und
St.Florent liegende Badebucht erreicht. Wir ankerten auf ca. 5m Sandgrund und
gaben wegen reichlichem Schwell kräftig Kette dazu. Dort verbrachten wir einige
Stunden, dann mahnte ich zur Weiterfahrt, damit wir in St. Florent (42° 40´,8 N
- 09° 18´,0E) noch einen Platz bekommen, was uns dann auch noch gelang. Wir
bezahlten gleich 3 Tage, da wir von hier aus kleinere Touren zu verschiedenen
Badebuchten und reizvollen kleinen Häfen planten.
Vorteil dieser Vorauszahlung ist die Sicherung
des Liegeplatzes und wir so auch später am Abend zurückkommen können. TIP: Gangway (schließen wir an Mooringkette) und
Leinen liegenlassen, dies ist das Zeichen für andere Segler, dieser Platz ist
belegt. Es ist eben doch ziemlich voll in den Häfen Korsikas in der Hochsaison.
Wir verbrachten diese
drei Tage in und um St. Florent mit viel Sonne, nachmittags auch immer
prächtigem Segelwind, Schwimmen, Schnorcheln, und opulentem Grillen. Es ist
ganz einfach phantastisch, nach einem schönen Segeltag den Abend , den
Sonnenuntergang, bei gutem Essen und
Trinken im Cockpit zu genießen. Es gibt immer viel zu erzählen und zu lachen.
Am Montag ging es dann
weiter, am kleinen Finger Korsikas lang, um Cap-Corse herum, nach MACINAGGIO (
42° 57´, 6 N - 09° 27´, 3 E). Auch dieses eine sehr reizvolle Tour. Der
üblicherweise vorherrschende Westwind wird von dem bis zu ca. 1350m hohen
Bergrücken abgelenkt, so daß wir mit etwas Abstand zu Küste segeln, auch wegen
vorhandener Untiefen.
Ab und zu lohnt es
sich aber unbedingt, mal eine zauberhafte Bucht anzulaufen, oder vor Centuri zu
ankern und mit dem Beiboot (Hafentiefe nur ca. 1,4m) in den alten Hafen zu
tuckern, etwas trinken zu gehen und dabei das herrliche Panorama zu genießen.
Das Cap-Corse, wegen
seiner heftigen Winde bekannt und berüchtigt, zeigte sich von seiner schönsten
Wetterseite. Wind von West mit ca. 15 Knoten, ideal um achterlich zwischen dem
Cap und der Ile de la Giraglia durchzusegeln und auf der Ostseite Korsikas, in
Sichtweite der berühmten Gefangeneninsel Ile de Capraia (18sm östlich), in
Macinaggio, einem recht verschlafenen Ort, anzulegen. Macinaggio ist eine große
Charterbasis und für fast alle Yachten, die in Korsika gechartert werden,
Ausgangs- und Zielhafen. Der Ort selbst ist aber ziemlich trostlos und wenig
attraktiv.
Wir laufen Macinaggio
nur an als Sprungbrett nach Elba oder aufs Festland. Nun, Wasser zum Duschen
und Strom zu Grillen gibt es auf jeden Fall, auch frischen Fisch und einen Kanister
Rosé. Rosé, der auf Grund seiner Farbe die Tarnbezeichnung „Früchtetee“ bekam.
Am
nächsten Morgen galt es aber endgültig Abschied zu nehmen und wir segelten
bei leichtem Wind aus West, 12-14Knoten, mit ca. 5 Knoten Speed, auf die Ligurische
Küste zu, Kurs San Remo (ca. 98sm). Es war ein sehr schöner Segeltag, als
über Mittag der Wind weniger wurde, reduzierten wir die Segelfläche und legten
eine 30m lange Schwimmleine aus. Wer wollte, konnte schwimmen bei einer Wassertiefe
von über 2.000m, und erleben, daß nur 2 Knoten Fahrt auch für einen geübten
Schwimmer ganz schon haarig sind. Ab 3 Knoten sollte man sich wirklich an
der Leine festhalten und ab 4 Knoten reißt es beinahe die Arme ab und man
hat Mühe, den Kopf über Wasser zu halten. Aber ein Spaß ist es natürlich schon
für alle, sich wie an einer Perlenkette hintereinander durchs Wasser schleppen
zu lassen. NIE mit Maschine (wegen dem Propeller!) NIE ALLE Bootsinsassen
ins Wasser, Skip oder Co-Skip bleiben im Cockpit!!
Anschließend wurde bei
auffrischendem Wind wieder Vollzeug gesetzt (komfortabel vom Cockpit
ausgerollt) und wir segelten mit einem leichten Snack und alkoholfreien
Getränken dem Sonnenuntergang entgegen. Bei uns gibt es tagsüber bzw. auf dem
Meer keinen Alkohol. Natürlich können wir (und wie!) im Hafen, nach dem
Anlegen, ordentlich Prosecco, Rosé oder auch mal ein kühles Bier genießen, aber
für Crews, die oft in unserer Nachbarschaft sich schon Morgens zum Frühstück
und vor dem Auslaufen Bier reinziehen, habe ich kein Verständnis.
Es war ein schöne
Stimmung an Bord und ich versprach wiederum, daß wir jetzt aber heute ganz
bestimmt die versprochenen Delphine oder gar einen Wal sehen. Wir legten unsere
"wale-watch-CD" ein (Vivaldi, darauf stehen die Wale und hören es meilenweit)
und harrten der Dinge, die da kommen sollten. NICHTS und niemand kam. Keine
Wale, keine Delphine, ich war schon ziemlich frustriert, zumal bisher bei jeder
Passage wir so tolle Bilder machen konnten.
Inzwischen war es
dunkel geworden und wir fuhren wieder mit Radarschild und eingeteilter
Nachtwache. Gegen 2.00h morgens, ich hatte meine erste Wache schon hinter mir,
weckte mich Heike (meine). Backbord und Voraus wären 2 große Schiffe, und 3
kleine, die hin und her fahren würden. Gleichzeitig gab der Radar akustischen
Alarm, Schiffskontakt kleiner 3sm. Ich rannte kurz ins Cockpit, konnte
bestätigt finden, was Heike meldete. Lichter und das Radarbild bestätigten, daß
hier (unberechtigterweise!!) Riesentreibnetze ausgelegt waren und gerade
eingeholt wurden. Die 2 Netze waren je ca. 4-6sm lang und trichterförmig
ausgebracht. Und wir waren mittendrin. Im schwachen Mondlicht konnten wir alle
ca. 300m einen Schwimmer erkennen. Ich wollte die Länge des Netzes erkennen und
führte ein Kursänderung durch, an der Innenseite eines Netzes entlang.
Diesen Kurs hielten
wir ca. 1 Std. während hinter uns, back- und steuerbords, die 2 großen
Fangschiffe arbeiteten, 3 kleine Trawler hin und her huschten. Unmittelbar
neben uns hörten wir jetzt ein, zwei Delphine, die sehr aufgeregt waren und
heftig und laut atmeten. Wir hatten das Segel durch unsere Kursänderung ohnehin
eingeholt und wir motorten mit kleiner Drehzahl und etwa 4 Knoten Fahrt. Wir
versuchten, die Tiere zu beruhigen und vermieden schnelle Bewegungen und laute
Rufe. Tatsächlich blieben die Delphine, inzwischen konnte ich 3 erkennen, in
unmittelbarer Nähe hinter uns, nicht mehr als 10 Meter entfernt. Mittlerweile
konnten wir auch das Ende der beiden Treibnetze erkennen, die Lücke dazwischen
war etwa 200m breit und wir passierten in der Mitte, die Delphine immer noch
hinter uns. Als wir genügend Abstand hatten und wieder auf unseren alten Kurs
gingen, umkreisten uns die Delphine mehrmals und schienen sich zu bedanken.
Kurz darauf waren sie verschwunden. Wir waren empört über diese Riesensauerei
und ich beschloß, diesen Vorfall zu melden, notierte Position und Beobachtungen
im Logbuch. Es kehrte wieder Normalität an Bord ein, die nächste Wache
übernahm, und wir segelten wieder bei auffrischendem Wind unter Vollzeug direkt
auf San Remo zu. Gegen 9.00h, wir hatten noch keine Landsicht, gab es
Frühstück, die ligurischen Berge waren kurz darauf zu sehen und kurz nach
12.00h,(Dr.) Heike hatte Geb., erreichten wir San Remo (43° 49´ 0 N - 07° 47´ 0
E). Der Hafen Portosole ist sehr groß, eine moderne Marina mit ca. 900 Yachten,
davon für 80 Yachten bis 90m Länge! Die Toiletten sind nicht so sauber wie in
den gepflegten Hafenanlagen von Cap-Ferrat, Calvi oder St. Florent, aber noch
akzeptabel und dafür kostenfrei.
In San Remo gibt es
ein Institut für Walbeobachtung. Dort, sowie auf der Capitainerie, meldeten wir
unsere Beobachtungen. Was daraus geworden ist, weiß ich noch nicht, wir wollen
beim nächsten Besuch in San Remo nachhaken. Von einem italienischen
Hafenmitarbeiter, den wir gut kennen,
hörten wir, daß in dieser Zeit, während wir unterwegs waren, fast jede
Nacht Treibnetze ausgelegt gewesen wären. Nun wurde mir auch klar, warum wir
auf diesem Törn keine Delphine und Wale gesehen haben. Ob uns deshalb bei der
Überfahrt nach Calvi ein Delphin so angeschissen hat? Er hat dann aber doch den
Falschen erwischt, denn wir sind Freunde dieser friedlichen und intelligenten
Tiere und tragen nicht ohne Grund die "Schützt die Delphine und
Wale-Flagge" an unserer Backbord-Saling. Nun, wahrscheinlich konnte dieser
Delphin mit Durchfall nicht lesen, es war ja auch stockfinstere Nacht.
Wir verbrachten noch
einen Tag mit Shopping (sehr empfehlenswert in San Remo, trotz des mittlerweile
ungünstigeren Wechselkurses), Eis-Essen in der Eisdiele Lollypop (bestes Eis in
Ligurien), bunkerten nochmals Mineralwasser, Prosecco und andere Getränke. Zum
Abendessen, heute hatte (Dr.)Heike Geburtstag, ließen wir uns, wie immer in San Remo, eine Riesenpizza, so groß wie
unsere Radsteuerung, bringen. Am nächsten Tag (motor-) segelten bei leichtem Wind aus NW zurück nach
Cap-Ferrat. Dort konnte unser jüngster Maat sich als Wasser und Spitzmeister
austoben, Gerhard und Heike kümmerten sich um das Abendessen und ich meldete
unsere Treibnetz-Erlebnis auch der in Cap-Ferrat beheimateten
Delphin-Schutz-Organisation.
Am nächsten Vormittag
waren wir in Nizza und besuchten die (unbedingt sehenswerte) Altstadt und den
riesigen Markt, der täglich gehalten wird. Auf dem Fischmarkt (auch hier werden
nur frische Fische von lokalen kleinen Fischern angeboten, kein Fang aus
Treibnetzen) holten wir wiederum leckere Gambas und einige Scheiben
Schwertfisch zum Grillen.
Nachmittag dümpelten
wir zur Badebucht, gerade mal 2sm ums Cap rum, und ankerten zum Schwimmen,
Schnorcheln und Relaxen. Wir nutzten eifrig unseren Bootsmannstuhl, für Alle,
die SERENA mal von 15m oder mehr Höhe
ankucken wollten und um tolle Fotos zu schießen.
Abends, wie konnte es
anders sein, machten wir wieder unsere Nachbarn neidisch, indem wir uns
wiederum ein mehrgängiges Menü munden ließen und vernichteten dazu unseren
Korsika-Rosé.
Dann, am Freitag, gab
es nochmals einige Stunden Küstensegeln, in die große Bucht von Villefranche,
anschließend noch einen Landausflug nach EZE-Village, und abends Bummeln in
Monaco. Am Samstag, Abreisetag, wurde das Schiff innen und außen geputzt, daß
es eine Freude war. Wir bilden auch hierzu verschiedene Bereiche, und nach
schon etwa 2 Std. glänzt alles, riecht gut und ist blitzsauber. Vor Verlassen des
Schiffs ging der Skipper nochmals die Checkliste durch... Seeventile dicht..
Kühlschrank auf.. Flagge eingeholt... Hauptschalter aus... und so weiter.
Es folgte eine große
und innige Verabschiedung von Heike mit ihren Söhnen, obgleich wir noch bis zur
Grenze in Sichtweite fuhren, dann trennten sich unsere Routen, die drei nahmen
die kurze Strecke über Genua zurück ins Allgäu, während wir die landschaftlich
sehr interessante Route über den Tende-Paß, dann dem Po entlang nach Turin
fuhren, das sehr schöne Aosta-Tal hoch, über den Großen St. Bernhard-Paß zum
Genfer See, Bern, Basel, Karlsruhe. Trotz 2 Pausen waren wir nach ca. 9 Std.
Fahrt gegen 22.00h abends zu Hause.
Hier noch ein paar Zahlen für die, die Lust
bekommen haben mitzusegeln Kostenzusammenfassung: Törngebühr: DM
1.280,- (für 14 Tage) Bordkasse: franz.Francs 1.700 (bei opulenter Verpflegung) Anreise mit PKW, ca. DM 200,- PS: ALLE Teilnehmer dieses Törns wollen im nächsten
Jahr wieder dabei sein. Maulbronn, den 15.10.97 Gerhard & Heike Rapp |